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Freitag
Mai042018

Eine Reise gegen das Vergessen - Schülerinnen und Schüler der Espe besuchen Auschwitz

Das Konzentrationslager Auschwitz - Hier kamen die Züge an, hier wurden die Verschleppten selektiert.

„Massen von Haaren, Schuhe, Koffer, Beinprothesen, Geschirr, Goldkronen [...].“

Als Josef und Maike gefragt wurden, was sie am meisten beeindruckt hat, sprachen sie von solchen Alltagsexponaten, die im nachgebauten Stammlager in Auschwitz ausgestellt wurden. Diese Sachen wurden ja damals weiterverkauft und verarbeitet. Ob die Käufer der Sachen damals gewusst hätten, wo diese Dinge herkamen? Die Textilien, die aus Haaren produziert wurden?

Anfang Februar fuhren acht Schülerinnen und Schüler des LK Geschichte des 13. Jahrgangs mit ihrer Kursleiterin nach Auschwitz (polnisch: Oświęcim) und Krakau (polnisch: Kraków). In Auschwitz  besuchten sie das Stammlager und Vernichtungslager, in Krakau das Schindler-Museum und das jüdische Viertel Kazimierz in Krakau, um sich vor Ort mit dem Schicksal von Millionen von Juden und der jüdischen Kultur auseinanderzusetzen, anders als dies mit Büchern, Bildern und Filmen möglich ist.  

 Laut Maike und Joseph prägen sich gerade Einzelschicksale ein:

Ein Text über eine Frau mit einem ängstlichen Kind auf dem Weg zur Gaskammer. 

Auf ein Einzelschicksal treffen die jungen BesucherInnen auch in der deutsch-polnischen Begegnungsstätte, als  sich ihnen eine ca. 80-jährige Zeitzeugin vorstellt und ihnen über ihre Zeit  als Mädchen im KZ und darüber hinaus berichtet. Geboren wurde sie in Weißrussland und als kleines Mädchen mit ihrer Mutter 1944 nach Auschwitz zwangsdeportiert.  Im Lager überlebte sie, ihre Mutter kam im Arbeitslager ums Leben. 

Nach der Befreiung wurde das Mädchen in eine polnische Familie aufgenommen und erhielt die polnische Staatsbürgerschaft. In ihrer neuen Heimat spielte sie zur Beunruhigung ihrer Familie „Selektion“ und „Appell“ - zwei Machtinstrumente, die zur alltäglichen brutalen Kontrollroutine im Lager gehörten. Und die vielen Monate im KZ zeigten noch weitere spürbare und sichtbare Folgen: Misstrauen und Angst bei Berührungen und Umarmungen, sowie beim Einlassen von Bädern,  was auf die Behandlung beim Lagerarzt Josef Mengele zurückgeführt werden kann. 

Zudem wurde ihr nach der Selektion ein lebenslanges Mal in den Unterarm tätowiert: die Lagernummer.  An ihre Mutter könne sie sich kaum erinnern. Nur die Hände seien ihr in Erinnerung geblieben, durch diese empfing sie im Lager zusätzlich Essen, das ihre Mutter ihr damals zusteckte. Ansonsten bekam sie ihre Mutter nicht zu Gesicht.

Erinnerungen an Gesichter waren den Menschen im Lager wichtig: So ließen sie sich von  anderen porträtieren, und obwohl ihnen zu Beginn der Internierung  der Kopf geschoren wurde, ließen sich Frauen mit langen Haaren zeichnen. Sie wollten anders gesehen werden, sich anders sehen, anders in Erinnerung bleiben, sich ihre Würde nicht nehmen lassen. Daher war diese Art von Kunst im Lager verboten. 

Doch Lagerhäftlinge haben auch Aufträge von KZ-Aufsehern erhalten und konnten mit Gegenleistungen rechnen, die ihr Leben ein wenig erträglicher machten. Aber auch sonst schien Kunst den Gefangenen im KZ Auschwitz von Bedeutung gewesen zu sein, vielleicht sogar überlebenswichtig. Auch hier bestrafte man sie mit Abwertung - ihre Bilder wurden damals im Lager als entartete Kunst ausgestellt und lächerlich gemacht. 

Bis heute existieren ca. 2000 dieser Bilder in Auschwitz, von denen aus Sicherheitsgründen nur zwei Originale ausgestellt werden. 

Erst am Ende der Baracken wird dargestellt, wie jüdische Menschen wirklich gelebt, getanzt, gefeiert haben. Auf großen weißen Bögen erscheinen unzählige Namen und auch Fotos von Internierten, die nicht ins Bild der faschistischen Ideologie gepasst haben und deshalb ihr Leben lassen mussten. 

15 Stunden habe die Fahrt mit dem Bus gedauert. 30 Stunden und ein paar Tage, die unvergessen bleiben und hoffentlich weiterhin viele Nachahmer finden.

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